Leben mit Agoraphobie und Panikattacken

Lange habe ich überlegt ob ich dazu öffentlich schreiben soll.
es ist halt ein sehr unangenehmes und persönliches Thema.

Aber dann denke ich mir, das es vielleicht hilft es einfach nieder zu schreiben um bei dem ein oder anderen vielleicht ein bischen mehr dazu beizutragen es zu verstehen.

F40.01: Agoraphobie mit Panikstörung (Platzangst)

Agoraphobie ist nicht zu verwechseln mit der Klaustrophobie (Raumangst), die das Gegenteil beschreibt: die Angst vor engen Räumen.

Die Agoraphobie kann zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen auftreten. Daher hat sie auch ihren Namen. Der Begriff „agora“ bezeichnete im antiken Griechenland einen zentralen Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt.
Deswegen spricht man bei einer Agoraphobie auch von Platzangst.

Die Phobie beschränkt sich jedoch nicht nur auf (weite) öffentliche Plätze, sondern auch auf unübersichtliche, unkontrollierbare Situationen wie z.B.
Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, im Auto oder Flugzeug oder Warteschlangen in Geschäften.

Ich hasse es diese “Krankheit” zu haben, es ist einfach kein unbeschwertes Leben mehr und weil viele einen belächeln und einen nicht ernst nehmen.
Man sieht diese “Krankheit” halt nicht. 

Und da liegt das Problem.

Wie oft höre ich:

  • “…das ist doch das normalste der Welt XY zu machen…”
  • “…stell dich doch nicht so an…”
  • “…du siehst doch gesund aus…”
  • “…du bist nur zu faul zu arbeiten…”
  • “…mach doch einfach…”
  • “…du bist doch bescheuert…”
  • ect. ect. ect.

Aber für Menschen mit dieser Erkrankung ist es eben nicht so einfach !

Ich würde ALLES dafür geben wenn es so einfach wieder weg gehen würde. Es ist ein beschissenes, eingeschränktes Leben und diese verdammten Scheiss Kommentare nerven einfach nur und machen es teilweise noch schlimmer.

Ich verstehe ja auch das jemand der diese Probleme nicht hat und es nicht verstehen oder nachvollziehen kann (oder will) wie es ist wenn :

  • man wie gelähmt ist wenn man aus dem Haus gehen will oder soll. Die Beine streiken dann einfach und langsam überrollt einen die erste Panikattacke.
  • einen wie aus dem nicht die Panik überkommt in völlig normalen Alltagsituationen. Das Gefühl langsam durchzudrehen wenn es anfängt: Herzklopfen oder Herzrasen, Kurzatmigkeit und das Gefühl zu ersticken, dann kommen die Schweissausbrüche dazu, der Schwindel setzt ein, Übelkeit und Darmprobleme folgen, alles kribbelt und zittert und man fühlt sich als wäre alles um einen herum nicht mehr real. Und danach ist man einfach nur noch müde, k.o., erschöpft. Man friert und möchte nur noch seine Ruhe haben und/oder schlafen.
  • man Beklemmungen hat in grossen Gebäuden, oder besonders schlimm in Bussen und Bahnen wo man nicht raus kann wenn man will und muss.
  • man zwischendurch einfach in Tränen ausbricht weil die Situation einen selber extrem belastet, teilweise dadurch kurze depressive Phasen hat. Die Abhängigkeit von anderen will man in dieser Form einfach nicht haben.
  • die “Angst vor der Angst” kommt –  Angst davor wann und wo einen die nächste Panikattacke wieder überrollt.
  • man Dinge nur in Begleitung machen kann. Man unternimmt viel, hat Spass, ist fröhlich und nach aussen hin sieht es dann halt so aus als wenn die Welt in Ordnung wäre. Dadurch wird man nicht wirklich ernst genommen weil “man ist ja aktiv und unterwegs”. Aber das es jedes mal für Betroffene ein wirklich hartes Stück Arbeit ist sich diesen Dingen zu stellen sieht keiner. Es ist einfach schwer und anstrengend – trotz Begleitung.
  • man physisch und psychisch zwischendurch einfach nicht mehr kann weil das ganze einem die komplette Kraft kostet um sich jeden Tag auf´s neue den Problemen entgegen zu stellen.

Man selber fühlt sich einfach machtlos und glaubt es mir, es ist peinlich, unangenehm und man schämt sich teilweise dafür.

Mit Begleitung raus zu gehen, einzukaufen, Veranstaltungen zu besuchen ect. hat gedauert, und ich kann es mittlerweile sehr gut obwohl auch da hin und wieder noch eine Panikattacke aufkeimt.

Aber alleine einkaufen, raus gehen , Rad fahren, lange Wanderungen mit Hund – die normalsten Sachen der Welt halt, sind trotz Therapie bisher immer noch nicht wirklich möglich. Vielleicht in einem von zehn Fällen und auch nur wenn ich einen richtig guten Tag habe.

Wie ich dagegen ankämpfe, was mir hilft damit umzugehen und wie ich einen mentalen Ausgleich finde werde ich in einem anderen Beitrag nieder schreiben.

Aber ich versuche es trotzdem- ich stelle mich immer wieder meiner Angst, jeden verdammten Tag auf´s neue  – immer und immer wieder.

und feiere jeden noch so kleinen Erfolg wo andere mich für auslachen!

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